Richard Paul Lohse:
Entwicklungslinien 1943-1984 (Auswahl)

Um neue operative Grundlagen zu erhalten, war es notwendig, die Mittel so zu systematisieren, dass sie logische Ablauffolgen bilden konnten und eine Vielzahl von Operationen ermöglichten. Das Ergebnis: Variabilität und Erweiterbarkeit.

Die Farbserie gibt das Gesetz für den formalen Ausdruck, Farbe und Form heben sich als Gegensatz auf.

Anonymität der Mittel, Unlimitiertheit der Strukturgesetze, Relativität der Dimensionen, Erweiterbarkeit, Flexibilität bestimmen den Ausdruck.

Maschine und Ausdruck werden gleichzeitig entwickelt, die Methode stellt sich selbst dar, sie ist das Bild.

Das Bildfeld ist ein Strukturfeld.

Voraussetzungen für die Entwicklung flexibler Ordnungssysteme sind die Identität von Bildmittel, Fläche und Flächenbegrenzung, die Anonymisierung und Objektivierung der Struktur, die Kongruenz von Beginn und Ende der Aktion.

Das anonyme Element ist Teil und Substanz eines Koordinatennetzes, in dem jedes Element den gleichen Anteil an Passivität und Aktivität besitzt.

Der individuelle Ausdruck liegt in der Wahl der Methoden, in der Lenkung von Voraussetzungen.

Das Einfache entsteht nicht durch Spontaneität, sondern durch mehrfach sich überlagernde, sich durchdringende und sich verändernde Entwicklungsprozesse.

Es gibt keine Definition der Ästhetik ohne Definition ihrer gesellschaftlichen Basis.

Die Aufgabe besteht darin, Systeme zu entwickeln, die durchschaubare und kombinierbare flexible Ordnungen möglich machen.

Die technologische Realität ist ein nicht zu ignorierendes Faktum. Damit identisch ist ein für diese Epoche charakteristisches Vokabular von Mitteln, ein Instrumentarium von Methoden, Systemen, Verhaltensweisen, ein Arsenal von Ausdrucksformen, die das Leben bereits für eine Epoche prägten und weiter prägen werden.

Jedem kulturellen Ausdruck entspricht eine gesellschaftliche Basis, jeder Ästhetik ein Weltbild. In keiner anderen Kunstform finden die Mittel und Methoden einer globalen technologischen Strategie ihren legitimen Ausdruck als in der konstruktiven, logischen, systematischen oder seriellen Gestaltung, die das sublimierte und kritische Echo auf die Strukturen der Zivilisation sind.

Ausdrucksformen einer nicht-hierarchischen Gesellschaft sind dieser in der visuellen Gestaltung entsprechend: flexibel, transparent, kontrollierbar in der Methode und im Ergebnis.

Als Instrument des Erkennens erhält Kunst ihren sozialen Wert.

Jede Technologie hat ihr adäquates Zeichenalphabet, das sich durch Struktur, Dimension, Bewegung von der vorangegangenen unterscheidet. Dieser globalen Struktur entsprechen Ausdrucksformen in der Kunst.

Flexibilität ist das Gegenprinzip zum Monumentalen.

Keine Epoche erfuhr diesen Anfall von Geraden, direkten Verbindungen, Häufungen von Gleichen, entstanden durch Addition und Teilung des Gleichen.

Die Möglichkeit, Elemente, Fakten mechanisch zu wiederholen, ist eine der Signaturen dieser Epoche.

Die geometrisierenden Kunstformen enthalten eine Spannweite von der Esoterik bis zu demokratischen Ordnungen. Die Sprache der Geometrie gibt es nicht.

Das serielle Prinzip ist ein radikales Demokratieprinzip.

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Quelle: Richard Paul Lohse, Modulare und Serielle Ordnungen, Waser Verlag, Zürich, 1984; siehe Publikationen.

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